Sonntag, 30. Oktober 2011

Wahlen

Kolumbien gliedert sich in 32 Departamentos, das sind die Bundeslaender, und jedes dieser hat eine Hauptstadt. So ist Popayan die Hauptstadt des Departementos Cauca. Nun gibt es die Alcaldes (Buergermeister) und die Gouverneure der Departamentos (Verwaltumgseinheiten) und diese wurden heute gewaehlt.
Aus diesem Grund war im ganzen Monat hoechste Sicherheitsstufe, da die Guerilla vor Wahlen immer wieder aktiv wird. Gemerkt hab ich das daran, dass jeden Tag mindestens 10 Hubschrauber (manchmal auch bis zu 20) ueber der Stadt kreisten, es war viel Polizei und Militaer anwesend und in den Nachrichten gab es immer wieder Berichte von Entfuehrungen. Meistens von Familiemitgliedern der Kandidaten, so wurde z.B. vor 3 Wochen die kleine Tochter eines Kandidaten entfuehrt und einige andere.
AFS (die Organisation, mit der ich hier bin) hat fuer uns ein Reiseverbot fuer diesen Monat ausgesprochen, da man nie wusste, was auf den Strassen ausserhalb der Stadt los ist. Aber zu eurer Beruhigung, die Stadt galt immer als sicher.
2 Tage vor den Wahlen darf kein Alkohol im ganzen Land konsumiert werden. Diese Regel dient zum einen dazu, um die Gewaltbereitschaft einzudaemmen, aber auch damit die Leute nicht noch betrunken vom Vorabend waehlen.
Allgemein darf jeder Staatsbuerger ab 18 Jahren waehlen, die Wahlbereitschaft liegt jedoch nur bei ca. 45%. Jeder Buerger muss zu einem bestimmten Ort zum Waehlen, den Ort erfahren sie an vielen verschiedenen Staenden am Strassenrand. Dort muss man mit seinem Ausweis hin, es wird nach der Nummer geschaut und man erfaehrt, wo man hin muss. Dieses Prinzip wurde deshalb eingefuehrt, da einige mit Ausweisen von bereits verstorbenen Personen waehlen wollten, damit sie es mehrmals tun koennen.
Nun will ich euch kurz das Wahlprinzip der Kolumbianer erklaeren, denn das ist etwas amuesant:
Die Leute waehlen nicht einen bestimmten Kandidaten, weil etwa seine Partei ihnen zusagt oder weil er bestimmte Vorhaben in seiner Amtsperiode verkuendet hat.. Nein, sie waehlen die Person, mit der sie irgendwas verbindet. Zum Beispiel waehlt meine Arbeitskollegin einen Mann, weil er ihrem Sohn einen besseren Arbeitsplatz versprochen hat, falls die ganze Familie ihn waehlt. Meine Gastfamilie waehlt einen anderen, weil die Freundin der Schwiegertochter der Nachbarin ihn mal gesehen hat und ihn sympathisch fand. Wie man sieht, geht es hier weniger um Politik als darum, einen Kandidaten aus rein persoenlichen Gruenden zu waehlen. Es wird auch ganz gezielt Stimmenkauf betrieben: Die Mitglieder einer Partei haben Formulare, in denen man mit seiner Unterschrift, Adresse, Name und Geburtsdatum bestaetigt, dass man diesen Kandidaten waehlen wird. Wenn ein Mitglied dann so und soviele Stimmen gesammelt hat, bekommt es Prozente in verschiedenen Laeden oder ein Geschenk. Oder die Parteien veranstalten Partys und die Leute muessen dort dafuer unterschreiben, dass sie sie waehlen. Ob die Leute im Endeffekt wirklich fuer sie stimmen ist allerdings fraglich...
Gewonnen hat letztendlich Fuentes von der konservativen Partei als Buergermeister und Temistocles als Gouverneur.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Eine neue Familie

Die letzte Woche war etwas heftig, da mir am Wochenende meine ehemalige Gastmutter mitgeteilt hat, dass ich nicht weiterhin bei ihr wohnen kann, da sie schwere Probleme auf der Arbeit hat. Aus Sicherheitsgruenden musste ich meine Gastfamilie verlassen und bin zuerst fuer 2 Naechte im AFS-Buero untergekommen. Am Dienstag hat mich bereits eine neue Familie aufgenommen. Die Tage waren sehr hart fuer mich, aber gleichzeitig hab ich auch gemerkt, dass ich schon ein paar gute Freunde hier gefunden habe, die sich sehr um mich gekuemmert haben. Es war auch mit das erste Mal, dass mir bewusst wurde, dass Kolumbien, was Sicherheit angeht, wirklich eine andere Welt ist. In Deutschland wurden wir zwar darauf vorbereitet, dass es hier nicht so ist wie daheim und wir hier Dinge erleben wuerden, die es bei uns nie gaebe, aber persoenlich habe ich das bisher eben noch nicht mitbekommen. Erst dieses Wochenende habe ich gemerkt, was es heisst, hier in diesem suedamerikanischen Land zu leben.
Jetzt bin ich aber erstmal in Sicherheit und wohne nun bei einer anderen Familie. Ich will sie euch kurz vorstellen:
Meine Gastmutter Carolina Viviana (26 Jahre), mein Gastvater, Javier (37 Jahre) und meine kleine kanpp 2 jaehrige Gastschwester Mariana. Wie ihr seht, ist meine neue Familie noch sehr jung, sie unternehmen viel und sind allgemein sehr nett und witzig. Sie sind ungemein interessiert an Deutschland und meinem Leben dort und wollen mir auch so viel wie moeglich von ihrer Kultur und ihrem Land zeigen. Da freue ich mich schon drauf. Ich lebe jetzt etwas ausserhalb der Stadt, kann mit dem Bus aber immer noch alles gut erreichen. Wir wohnen in einem sehr reichen Viertel, was etwas widerspruechlich ist, da die Familie gar nicht so reich ist. Wir haben z.B. kein Hausmaedchen (was hier eigentlich normal ist)und nur ein kleines Auto und auch sonst leben sie eher wie die Mittelschicht. Nun fragt man sich natuerlich, wie sie sich dann so ein Haus leisten koennen. Aber hier geht viel ueber Beziehungen und so sind sie vielleicht etwas guenstiger an das Haus gekommen. Das ist ganz normal hier, dass man sich mit Beziehungen mehr kaufen kann, als man es sich eigentlich leisten koennte.
Gestern war ich bereits mit ihnen auf einer Hochzeit. Die Cousine von Javier hat geheiratet, zu diesem Anlass haben meine Gastmutter und ich uns von einer Freundin am Freitag die Fingernaegel machen lassen und am Samstag hat sich die ganze Familie rausgeputzt. Die Kirche sollte um 18.30 Uhr anfangen und wie es sich hier so gehoert, kamen wir eine knappe Stunde zu spaet, das war aber kein Problem, da die Braut ebenfalls so spaet kam. Eine Stunde Verspaetung ist hier noch kein Ding, da sagt keiner was. Die Kirche lief so aehnlich wie bei einer deutschen Hochzeit ab. Ich fande es nur etwas schade, da wenig gesungen wurde und hauptsächlich nur der Pfarrer die ganze Zeit geredet hat. Die Feier fand anschließend in einem Restaurant mit rund 80 Personen statt. Es gab etwas zum Essen und viel zum Trinken... Hier gibt es so einen aehnlichen Brauch wie den Brautstrauss fangen bei uns: Alle unverheirateten Frauen, also auch ich, mussten einen Schuh abgegeben, diese wurden dann alle zusammen unter dem Kleid der Braut versteckt, der Braeutigam hat einen nach dem anderen hervorgezogen und der letzte Schuh war von der Frau, die als naechstes heiraten wird und sie hat dann auch den Strauss bekommen. Ich hatte schon Angst, da mein Schuh einer der letzten war... Die ganze Familie hat mir zugerufen, dass ich bald heiraten muss, aber zum Glueck war mein Schuh doch nicht der letzte ;)
Die Familie meines Gastvaters ist unglaublich lustig drauf und sie haben mich sofort gut aufgenommen. Ich hab mit saemtlichen Cousins und Bruedern getanzt und mich gut mit allen unterhalten. Meine Tanten und Onkel sind ja nicht viel aelter als ich. Bis 3.30 Uhr haben meine Gasteltern und ich getanzt und ich hatte viel Spass. Es ist schoen, dass ich das, was ich in den Tanzstunden lerne,in der Praxis anwenden und ueben kann. Meine Gastmutter kommt aus Cali, was die Salsametropole hier ist und tanzt deshalb unglaublich gut.
So, jetzt war ich endlich mal auf einer Hochzeit, was ich mir ja schon so lange gewuenscht habe!

Insgesamt bin ich nun nach einer echt turbulenten Woche gluecklich und zufrieden mit meinem neuen Zuhause und freu mich auf die kommende Zeit.

Viele Gruesse in die Heimat

Judith





Samstag, 15. Oktober 2011

Kindergeschichten

Auf meiner Arbeit bekomme ich einige traurige Schicksale von Kindern mit. Allgemein sind die Kinder alle recht arm, aber einige haben ein besonders schweres Leben. So zum Beispiel mein Lieblingskind: Er lebt mit seiner Mutter und ihrem Freund (ich weiß nicht, ob er auch sein Vater ist oder nicht) in einer Hütte neben dem Friedhof. Sie können sich keine Wohnung oder gar ein Haus leisten und leben deshalb, wie viele andere hier, in einem selbstgebauten Verschlag aus allen möglichen Dingen, die man so auf dem Müll findet. Zu Essen gibt es kaum etwas und auch Kleidung ist Mangelware. So geht es aber vielen Leuten hier, da es in Kolumbien und gerade in Popayan kaum Arbeit gibt und der Staat die Armen auch nicht unterstützt. Was das wirklich traurige nun an seiner Geschichte ist, ist, dass er oft von dem Freund seiner Mutter geschlagen wird. Er kommt jede Woche mit neuen Verletzungen an, seine Mutter behauptet dann, er sei vom Fahrrad gefallen oder so. Einmal hatte er für 2 Wochen ein offenes Knie, weil er wahrscheinlich geschubst wurde und dabei schwer hingefallen ist. Es ist sehr traurig, da er ja erst 5 Jahre alt ist und sich gegen solche Dinge nicht wehren kann. Ich habe schon die Erzieherin gefragt, warum sie nicht mal mit der Mutter redet, aber sie meinte, die Mutter sei nicht besonders interessiert an ihrem Kind. Das merkt man auch, er wird von ihr nie zum Abschied oder zur Begrüßung umarmt und manchmal holt sie ihn erst gar nicht ab, dann muss er alleine nach Hause laufen. Wegen all diesen Gründen ist er sehr aggressiv und schlägt die anderen Kinder oft. Das führt dazu, dass keiner mit ihm spielen will und er meistens alleine da sitzt. Auch kann er sich nur schlecht konzentrieren und ist im Gegensatz zu den anderen Kindern sehr hintendran, er kann keine Farben, keine Zahlen, kann nicht malen etc. Ich versuche mich sehr um ihn zu kümmern und mein Chef meinte am Anfang zu mir, dass ich versuchen soll ihm etwas Aufmerksamkeit und Zuneigung zu schenken, denn nur so könnte man erreichen, dass er ruhiger wird. Anfangs war es sehr schwer, da er auch mich oft gebissen und getreten hat, wenn ich mal keine Zeit für ihn hatte und er so sehr an mir hing, dass kein anderes Kind in meine Nähe durfte. Aber jetzt sitzt er sehr oft auf meinem Schoß und kuschelt mit mir, in der letzten Zeit hat er auch angefangen mit den anderen Kindern zu spielen, wenn ich dabei bin und ist allgemein etwas ruhiger geworden, auch wenn es noch ein langer Weg ist. Aber es ist schön, dass man innerhalb von kurzer Zeit und mit wenig Mitteln viel erreichen kann.
Ein anderes Kind hat noch nie in seinem Leben seine Eltern gesehen, da sie in Honduras leben, weil sie dort eine Arbeit gefunden haben. Er wohnt bei seinen Großeltern, die allerdings auch schon alt und nicht mehr so fit sind. Als die Kids einmal ihre Familie aufmalen sollten und wir ihnen vorher erklärt haben, dass eine Familie aus Mutter, Vater und Kindern besteht, da saß er vor seinem Blatt Papier und hat zur Erzieherin gemeint, dass er aber doch gar nicht weiß, wie seine Eltern aussehen und sie daher auch nicht malen kann.
Ein Mädchen fängt immer furchtbar zu weinen an, wenn sie ihre Kleidung dreckig gemacht hat oder ein Armband oder so kaputt gegangen ist, sie sagt dann unter Tränen, dass sie großen Ärger zu Hause bekommt und ihre Mutter sehr sauer auf sie sei, wenn sie mit schmutzigen oder kaputten Sachen heimkommt. Wir versuchen dann ihre Hose oder ihr T-Shirt, so gut wie es geht, sauber zu bekommen, aber manchmal wird es einfach nicht sauber und dann ist es ein sehr trauriger Anblick, wenn sie abgeholt wird und mit Tränen in den Augen vor ihrer Mutter steht.
Das sind ein paar Schicksale, die mich hier sehr berühren. Diese Kinder sind noch so klein und müssen schon so viel aushalten und durchmachen. Das einzige, was wir ihnen im Kindergarten geben können, ist Aufmerksamkeit und etwas Zuneigung, aber es ist schwer, einem Kind, das viel Gewalt und Armut erlebt, klar zu machen, dass nicht alle Leute so sind. Vielen fehlt das Vertrauen...
Hier sind ein paar Bilder von Kindern und meinem Projekt, allerdings will ich aus Respekt keine Bilder von den oben genannten Kindern hier hinein stellen.

Liebe Grüße
Judith





Auf dem Gelände gibt es sehr viele kleinere Häuschen, in jedem ist ein Raum für eine Gruppe. Am rechten Bildrand sieht man den Raum, in dem ich arbeite.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Cuando un Cristiano danza

...so hieß eines der viele Lieder, die wir heute in der Kirche gesungen haben. Jetzt wundern sich bestimmt viele, was ich in der Kirche mache. In Deutschland bin ich ja eher kein Kirchengänger, aber eine Bekannte aus meinem Viertel hat mich gefragt, ob ich mit ihr zum Gottesdienst möchte und da hab ich gleich zugesagt, weil das hier etwas anders abläuft. Um 7.30 sind wir zu einer nahe gelegenen Kirche gelaufen, dort waren schon viele Gläubige anwesend. Innerhalb von ein paar Minuten war die Kirche gerammelt voll. Und wie es sich für einen echten Kolumbianer gehört, ist der Pfarrer auch erstmal 20 Minuten später gekommen. Aber das hat keinem was ausgemacht, da wir solange einige Lieder gesungen haben. Die Leute benutzen keine Gesangsbücher, sie können die Lieder auswendig oder der Sänger der Band singt eine Strophe vor und die Gemeinde wiederholt sie. Wenn gesungen wird, tanzen alle dazu und strecken die Hände zum Himmel. Der Pfarrer war auch recht witzig, er hat uns immer angefeuert beim Singen, selbst auch viele Fragen direkt an die Gemeinde gestellt. Zum Beispiel: "Wie ist der Herr?" und alle schreien zurück : "Großartig ist der Herr". Wenn man einen solchen Gottesdienst besucht hat es also den Anschein, als wäre es eher ein Konzert. Auch der Pfarrer selbst hat einige Balladen gesungen und ist hinter dem Altar rumgetanzt. Aber die Texte und Gebete sind streng katholisch. Vieles kam mir bekannt vor aus Deutschland, z.B. das Glaubensbekenntnis. Die Leute beten sehr innig und rennen am Ende alle vor zum Pfarrer um einen Spritzer Weihwasser abzubekommen.
Der Pfarrer hat eine schöne Predigt gehalten, es ging darum, dass man nicht immer so viel über sein Leben jammern, sondern mal mehr auf die schönen Dinge achten soll. Und man hat immer zwei Möglichkeiten, entweder man nimmt Herausforderungen an und wächst daran oder man versinkt in Selbstmitleid. Ich konnte mich mit einigen Dingen, die er sagte, gut identifizieren, da es hier nicht immer leicht für mich ist und ich schon die ein oder andere Herausforderung  zu meistern hatte.

Nun noch kurz zu einem anderen Thema: Am Freitag war in ganz Kolumbien ein Streik der Lehrer und Erzieher. So musste auch ich nicht arbeiten und hatte einen freien Tag. Zusammen mit Lina, einer anderen Freiwilligen, bin ich mittags ins Zentrum und wir haben uns die Demo angesehen. Allerdings war so viel Polizei anwesend, dass man mehr bewaffnete Polizisten gesehen hat, als Demonstranten. Das Problem ist, dass die Regierung fast kein Geld für Bildung ausgibt und so müssen die Schüler selbst für öffentliche Schulen viel bezahlen und das kann sich nicht jeder leisten. Allerdings ist das nichts Neues und schon seit einigen Jahren gibt es regelmäßig Streiks und Demos, es ändert sich allerdings wenig. Wenn ich hier erzähle, dass bei uns Schule für alle kostenlos ist und Bildung nicht vom Einkommen der Eltern abhängt, dann können sie das kaum glauben. Sie sind fasziniert von unserem Sozialsystem. Die Demo verlief  sehr friedlich und die Wasserstrahler und die viele Polizisten kamen nicht zum Einsatz.

Nun wünsche ich euch allen eine schöne Woche und bis bald!

Samstag, 1. Oktober 2011

Ausflug auf den Bauernhof

Die Gegend um Popayan ist sehr ländlich und es gibt viele so genannte "Granjas". Unter einer Granja versteht man eine Art Bauernhof, allerdings nicht wie bei uns mit großen Feldern und Traktoren, sonderen eher eine Farm mit verschiedenen Tieren und Gemüseanbau. Am Donnerstag hab ich mit meinen Kindern einen Ausflug auf eine der Granjas gemacht. Eigentlich sollte diese Aktion schon letzte Woch stattfinden. Aber es gab einige Demonstrationen auf meiner Arbeitsstelle (meine Projekt ist staatlich und Anlaufpunkt für jegliche Demos gegen die Regierung) und so mussten wir es verschieben. Morgens um 9.00 Uhr sind wir mit dem Bus raus aufs Land gefahren. Wir waren insgesamt 2 Gruppen, also 60 Kinder im Alter von 3-5 Jahren und 6 Erzieher. Im Bus musste man immer aufpassen, dass niemand runterfällt und sich alle einigermaßen ruhig verhalten, denn bei den schlechten Straßen rummpelt es ganz schön. Nach ca. 30 Minuten Fahrt kamen wir an und ich war erstmal erstaunt, denn die Granja war sehr groß und total ordentlich. Sowas sieht man nicht oft hier, es war fast wie so ein Ferienbauernhof in Deutschland. Auf einer riesen Fläche gab es viele verschiedene Beete mit Gemüse- und Obstanbau, einige Ställe für die verschiedenen Tiere, einen kleinen See, ein Stück Wald und ein großes Haus, in dem man auch übernachten kann. Wir haben die Kinder in 2 Gruppen geteilt und sind dann mit einer Angestellten der Granja losgezogen. Den Kindern wurden die einzelnen Tiere vorgestellt, erklärt, was sie essen und weswegen man sie hält. Dann durften wir sie füttern und den Kids wurde sogar beigebracht, wie man eine Kuh melkt und jeder durfte es mal ausprobieren. Am Ende hatten wir dann einen Becher frische Milch und alle waren begeistert. Wir haben Hühner, einen Pfau, einen Strauß, Enten, tausende von Hasen und Meerschweinchen, Kühe, Esel, Ziegen und vieles mehr gesehen. Auch wurden einige Pflanzen bestaunt und uns wurde erklärt, warum Würmer so wichtige sind für die Natur und wie sie organische Abfälle zersetzten und zu Humus machen. Auch sind wir durch ein Stück Wald gelaufen und haben der Natur zugehört und die Kinder haben dann erzählt, was sie gehört haben, z.B. Vögel oder den Bach. Ich fande das toll, dass ihnen so die Natur etwas näher gebracht wird. Am Ende saßen dann alle erschöpft von den vielen Eindrücken in dem Haus und haben einen selbstgemachten Jogurt gegessen. Auf der Heimfahrt haben dann einige geschlafen, was unglaublich süß war. Ich war von dem Ausflug begeistert, weil wir viel gelernt und gesehen haben und ich finde es einfach toll, dass trotz Geldmangel solche Dinge gemacht werden. Wer konnte und wollte hat 2 Euro für den Ausflug gezalht, der Rest wurde vom Projekt übernommen.
Ich hab mich mal erkundigt, wie sich der Kindergarten finanziert: die Eltern zahlen ja, wenn sie können, ca. 10 Euro im Monat, eine große Supermarktkette spendet fast alle Lebensmittel, die wir täglich brauchen und die Gehälter der Erzieherinnen werden vom Staat gestellt. Die Kinder malen einmal im Monat einen Karte für den Supermarkt als Dankeschön.

Ich habe mit 4 anderen Deutschen einen Tanzlehrer engagiert und gestern war unsere erste Salsastunde. Der Lehrer kommt zweimal die Woche zu Moritz nach Hause und gibt uns jeweils 2 Stunden Unterricht. Also haben wir insgesamt 4 Stunden/Woche privaten Tanzunterricht, das ganze kostet aber gerademal 12 Euro im Monat, ist also echt sehr billig. Er will uns Salsa, Samba, Merengue, Bachata und Folklore bei bringen. Gestern wars schonmal super: er zeigt uns einen Schritt und wir üben ihn solange, bis ihn jeder kann. Da wir 2 Jungs und 3 Mädels sind, können wir auch zusammen tanzen und das macht großen Spaß. Der Lehrer ist zwar erst 19, aber er tanzt wie ein Gott und hat auch kein Erbarmen mit uns. Er lässt uns solange üben, bis er zufrieden ist und ich kann euch sagen, dass es sehr anstrengend ist 2 Stunden ohne Pause Salsa und co. zu tanzen. Wir waren teilweise echt fertig...Aber es ist echt super, dass wir zusammen tanzen lernen, da hier jeder sobald irgendwo Musik läuft tanzt und das auch noch sehr sehr gut und wir wollen da ja nicht blöd nebendran stehen :)

Liebe Grüße
Judith

ein Teil der Gruppe mit meinem Chef



Gras für die Hühner sammeln...

mein Lieblinskind....

beim Kuh melken

bei den Ziegen

Hasen füttern

kleine Stärkung mit Milch und Keks

so ein Ausflug macht ganz schön müde