Montag, 21. November 2011

15. Geburtstag

Das wichtigste Fest im Leben einer Frau hier in Kolumbien, oder in ganz Südamerika, ist ihr 15. Geburtstag. Hier sagt man, dass man mit 15 Jahren zur Frau wird und das Leben beginnt. Ab diesem Tag ist man nicht mehr Kind, sondern eine eigenständige Frau und von da an muss man sein Leben selbst in die Hand nehmen. Der 15. Geburtstag ist aber nur bei Frauen wichtig, bei Männern eher nicht (die werden wohl nie ganz erwachsen :). Traditionell gibt es zu diesem Anlass ein großes Fest mit allen Verwandten und Freunden. Man bekommt vorher eine Einladung, die meistens in der Farbe gehalten ist, in der später die Tischdekoration und auch das Kleid des Geburtstagskindes sein werden. In der Einladung steht auch, für wie viele Personen sie gilt, allerdings hält sich da kaum jemand dran. Man bringt einfach noch andere Leute mit, sofern man Lust hat. So werden es am Ende ca. doppelt soviele, wie man eigentlich eingeladen hat. Ebenfalls steht drin, ob Geschenke oder Geld gewünscht wird. Und weil wir in Kolumbien sind, kommt der Gast mindestens 2 Stunden später, als auf der Einladung steht und das ist wirklich nicht übertrieben. Auf den Festen ist formelle Kleidung erwünscht und alle putzen sich kräftig dafür heraus. So lässt man sich die Fingernägel machen und geht vorher zum Friseur. Die Mädels tragen entweder bodenlange oder sehr kurze Kleider und die Männer einen Anzug. Wenn dann mal alle da sind, wird die Feier mit eine Rede des Vaters und der Mutter eröffnet und es wird ein Toast auf das Geburtstagskind ausgesprochen. Anschließend wird die Torte angeschnitten und alle Gäste bekommen ein Stück davon. Es ist übrigens sehr unhöflich sich nachzuholen. Danach wird eine sehr kitschige Form des Hochzeitswalzers gespielt und das Mädchen tanzt erst mit seinem Vater und später mit allen Onkels und Cousins. Sie wechseln sich immer gegenseitig ab. Ab da an ist die Tanzfläche für alle eröffnet, vorher darf kein anderer tanzen. Um ca. 23 Uhr gibt es ein Essen, also ein Stück Fleisch in Soße mit Kartoffeln, Reis, Obstsalat und einem kleinen Nachtisch. Das Essen ist eher symbolisch und die Leute essen von der Miniportion meistens nur einen Teil, weil um diese Uhrzeit eigentlich keiner mehr Hunger hat. Manchmal sind da auch noch 15 Jungs und Mädels, die die gleichen Kleider/Anzüge anhaben wie die Hauptperson und 3 typische Tänze tanzen. Ihre Funktion entspricht in etwa der von Brautjungfern. Das kommt aber eher selten vor, nur die reichsten Familien können sich das leisten. Die restliche Nacht wird bis in die frühen Morgenstunden getanzt und Aguadiente (ein Zuckerrohrschnaps mit Anisgeschmack) getrunken. Die Feier endet nicht vor dem Morgengrauen.
Wann das Fest stattfindet, ist übrigens egal. Die Kolumbianer nehmen des nicht so genau mit dem Geburtstag und man feiert einfach irgendwann um den Dreh rum. Es ist nicht wichtig, ob man vor dem Geburtstag oder danach gratuliert. Hauptsache irgendwann. Am Tag selber gehen viele im engsten Familienkreis in die Kirche und das Geburtstagskind wird extra gesegnet.
Für dieses Fest stürzt sich die Familie in große Unkosten und nimmt nicht selten einen hohen Kredit dafür auf. Selbst die ärmsten Slumbewohner mieten einen Saal an, bezahlen Essen und Getränke für alle und haben danach ihr Leben lang Schulden.
Eine neuere Mode ist es, statt dem Fest eine Reise zu machen. Die Colegios (Schulen) veranstalten Reisen, z.B. nach Disneyland oder auf eine Karibikinsel.
Ich war bereits auf zwei 15.Geburtstagen und es ist echt ein tolles Erlebnis.

Bilder folgen bald, ich hab zur Zeit leider so unregelmäßig Internet.

Ich hoffe euch geht es allen gut.

Liebe Grüße an das kalte Deutschland 


Das Geburtstagskind


der Tanz mit dem Vater

mit meiner besten Freundin hier

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen