Dienstag, 31. Juli 2012

Abschlussreise

Fuer alle die mich bzw. uns auch noch auf der letzten Reise in Kolumbien begleiten wollen, hier der Link:

http://bennysreisen.blogspot.com/

Wir sehen uns dann in Deutschland...

eure Judith


Freitag, 20. Juli 2012

Deutschland

Bald heißt es für mich Abschied nehmen und es geht zurück nach Deutschland, in dieses Land, wo...

-man 10 Minuten vor der angesagten Urzeit bei einem Treffen erscheint
-der Zug um 16.36 fährt
-man überall Schlange steht
-man am Dienstag schon das Wetter für Sonntag bestimmen kann
-man in 3 Stunden 3 verschiedene Länder erreichen kann
-man ganz gut ohne Reis auskommt
-es nur 3 Essen am Tag gibt
-man 2mal täglich Brot isst
-Freunde manchmal wichtiger sind als Familie
-ein 10 Stunden Job nicht unnormal ist
-vor 30 kaum jemand mehr Kinder bekommt
-1,6 Kinder pro Familie geboren werden
-es für alles Regeln gibt
-es immer einen Plan gibt
-Leute einen Terminkalender besitzen
-in diesem Termine für 2020 stehen
-alle Wasser trinken und zwar viel
-am Sonntag nix offen hat
-die nächste Einkaufsmöglichkeit manchmal 10 km weg ist
-es Hausmänner gibt
-man Geschenke nicht aufreißt, damit man das Papier nochmal verwenden kann
-Türen laut zu knallen
-man auch mal ohne Musik auskommt
-es überall Gehsteige gibt
-Straßen nur für Fahrradfahrer existieren
-es keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Autobahn gibt
-manche Früchte nur 4 Wochen im Jahr zur Verfügung stehen
-im Winter kein Blatt an den Bäumen hängt
-ein Schnitzel im Supermarkt 3 Euro kostet und im Restaurant plötzlich 10
-man Wasser aus dem Wasserhahn trinkt
-man die Haustür auch mal offen lassen kann und nach 1 Stunde trotzdem noch Möbel hat
-alle Häuser einen Garten haben
-man unnötig viel Platz braucht
-Arm sein bedeutet, dass man kein Auto hat und nicht in den Urlaub fährt
-man ohne Religion überleben kann
-alle mindestens 1 Zeitung aboniert haben
-Leute gerne laufen
-Autos selbst einparken
-es keine Uniformen in der Schule und auf der Arbeit gibt
-Familien noch ohne Fernseher essen können
-man die Schuhe auszieht bevor man ins Haus geht
-man nicht jeden Tag duscht

Ja, dieses komische Land, das einem nach einem Jahr doch etwas fremd vorkommt. Aber trotz allem freu ich mich darauf wieder pünktlich zu sein, einen Plan zu haben und Brot zu essen. Und natürlich freue ich mich darauf euch alle wieder zu sehen. Doch bevor es soweit ist heißt es erstmal Abschied nehmen von hier, das wird nochmal traurig...und es steht auch noch eine Reise an, mit jemandem, den ich ganz besonders vermisst habe ;)

Mit diesem Eintrag endet mein Blog und auch mein Abenteuer Kolumbien, vielen Dank fürs Lesen, für die Kommentare und all die persönlichen Nachrichten, die mich wissen lassen, dass man mich nicht vergessen hat.

Wir sehen uns dann ab dem 22.08.2012 wieder in der guten alten Heimat!

Bis dahin alles Gute

eure Judith

Dienstag, 17. Juli 2012

Abschied von den Kindern

Gestern war mein letzter Arbeitstag. Ich habe versucht den Kindern zu erklären, dass ich nun gehe, dass ich mit dem Flugzeug weit weg fliege zu meiner Mama und meinem Papa, daraufhin haben einige gesagt: "Gut, dann komm ich mit zu dir und deiner Mama". Sie begreifen nicht, dass ich einfach nicht mehr wiederkomme...

Die Eltern der Kinder haben für mich nachmittags eine tolle Überraschungsfeier geschmissen, es waren fast alle da, was sehr unüblich ist, da sie sich normalerweise nicht für die Dinge im Kindergarten interessieren und wenig mithelfen. Aber es wurden sogar Großeltern oder Tanten geschickt, von denen, die nicht persönlich konnten.
Ein paar Mädchen haben mir etwas vorgesungen und einen Tanz aufgeführt, sehr putzig in traditionellen Kleidern. Ein Junge hat mir alleine ein Liedchen gesungen und da sind bei mir schon die ersten Tränchen geflossen. Sie haben mir Blumen, eine Tasche und eine Ruana (Poncho) zusammen geschenkt, von einige haben ich noch persönliche kleine Sachen, wie Süßigkeiten oder Bildchen bekommen. Ein Vater, der Bäcker ist, hat zwei Schokokuchen gebacken, die haben wir zusammen gegessen und eine Mutter hat eine sehr rührende Rede gehalten. Darüber, dass sie anfangs Angst hatten, als die eigentlich Lehrerin krank wurde, weil sie nicht wussten, bei wem sie ihre Kids lassen sollen, wenn sie selber arbeiten müssen und es keine Kindergärtnerin gibt. Und dass sie so froh waren, dass ich eingesprungen bin. Die Mutter sagte, dass ihre Tochter, seit ich da bin, so gerne in den Kindergarten geht und dass sie erzählt, ich sei ihre beste Freundin. Das hat mich wirklich sehr berührt, die Worte, die Anwesendheit all der Eltern, mit denen es nicht immer einfach war und dass sie mir trotz ihrer beschränkten Mittel so ein Fest und solche Geschenke bereitet haben.
Zum Abschied gab es von mir Süßigkeiten für alle und ich habe im Gegenzug viele süß-pappige Küsse von den Kleinen bekommen...

Ich frage mich nun, was mal aus den Kindern wird, was sie so in 10-15 Jahren machen werden. Viele haben leider keine Chancen und werden es nicht auf eine weiterführende Schule schaffen, aber bei ein paar habe ich die Hoffnung, dass die Eltern alles geben werden, damit sie mal einen Schulabschluss machen und vielleicht sogar auf die Uni können. Das wünsche ich mir auf jeden Fall so sehr, denn in ihnen steckt mehr, als nur ein Bonbonverkäufer im Bus oder ein Zeitungsmann auf der Straße...

Nach der Arbeit haben mir meine Kolleginnen noch eine Feier bereitet mit Pizza (statt Reis und Bohnen, die ich zu ihrer Belustigung nicht mehr sehen kann) und auch sie haben mir etwas geschenkt: Ein Spiel mit all den Sehenswürdigkeiten der Region, Ohrringe und eine Kette und auch das fand ich toll, da sie fast nix verdienen. Eine nach der anderen hat ein paar Worte an mich gerichtet und ich war so gerührt. Auch Kolleginnen, mit denen ich kaum etwas zu tun hatte, haben wunderschöne Worte an mich gerichtet und meine Direktorin meinte, ich hätte große Fußstapfen hinterlassen.

Mit einer Rose für jede habe ich mich auch von ihnen verabschiedet und bin mit einem weinenden und einem strahlenden Auge heimgegangen.

 Am Anfang des Freiwilligenjahres habe ich mich gefragt: Kann ich überhaupt was bewirken, nützt meine Arbeit überhaupt irgendwem etwas, ich meine, sie sind ja ohne mich vorher auch zurecht gekommen.
Gestern habe ich jedoch gemerkt, dass es gut war, dass ich da war. Ich habe einer Person ihren Job gerettet, weil ich eingesprungen bin, als sie krank war und sie deshalb ohne Probleme zu Hause bleiben konnte, ich habe Kindern Zuneigung und Aufmerksamkeit geschenkt, ich habe Eltern zugehört, wenn sie von den Problemen zu Hause erzählten und ich habe vielleicht etwas frischen Wind und Abwechslung in den Arbeitsalltag einiger Personen gebracht. Das alles ist nicht viel und ich habe damit bestimmt nicht die Welt verändert, aber wenn auch nur ein paar Leute ab und zu mal an die Deutsche zurück denken, die kam, ihnen zur Hand ging oder ihre Kinder auf dem Schoß hatte, dann hat es doch schon etwas gebracht und ich fühle ich mich gut, weil es keine verschwendete Zeit war. 

Mittwoch, 4. Juli 2012

5100 Meter näher am Himmel

Am Samstag bin ich mit Charlotte zu einem Dorf namens Cocuy gefahren, dort in der Nähe ist ein Nationalpark mit Gletschergipflen. Mit dem Bus ging es 7 Stunden über einsame Berge. Alle Stunde kam mal ein kleines Dorf und die einzige Straße ging an steilen Abhängen immer nur auf und ab. Die Landschaft war genauso, wie man sich die Anden vorstellte: Berge, Berge und nochmehr Berge. Alles in grün, graun-braun und so einsam. Dagegen sind die Alpen ein Witz, so mini...
Spät abends sind wir in dem Dorf angekommen und wurden erstmal überrascht: es war eine Art Kirchweih, das Fest der Heiligen Carmen wurde gefeiert. Allle Leute (egal ob Mann oder Frau) hatten die gleichen Ruanas (Ponchs aus grober Schafswolle) und einen Hut an. Wir waren die einzigen Ausländer und wurden mit verwunderten Blicken bedacht. Es war eine ganz komische Stimmung, da alle mit einem Bier in der Hand an die Hauswände gelehnt standen und keiner ein Wort sprach. Die Bergbauern sind wohl nicht so Partymenschen...Wir haben uns dann mit einem Bier zu dem Schwiegen dazu gesellt und stumm das Feuerwerk angeschaut. Um 22.00 Uhr mussten wir auf Anordnung der penionswirtin schlafen gehen, das war ganz gut, da es ersten sehr kalt war und wir zweitens den Milchwagen am nächsten Morgen um 6.00 erwischen mussten. Der hat uns dann mit hoch in die Berge genomme, er sammelt jeden Morgen die Milch der abgelegenen Bauernhöfe ein. 2 Stunden ging es auf einem offenen Planwagen bergauf und am Wegesrand standen die warmen Milchkannen bereit. Wir hatten uns einen Schlafplatz in einer Hütte reserviert. Auf 3700m wurden wir dann rausgeschmissen und sind noch ein kurzs Stück bis zu unserer Unterkunft gelaufen. Ein klappriger Bretterverschlag mit harten Betten, ohne Strom und mit a****kaltem Wasser. Nach einem Kaffee haben wir dann eine 8 Stunden Wanderung gemacht um uns zu aklimatisieren. Unsere Lungen mussten sich erstmal an das dünne Lüftchen dort oben gewöhnen, es ist wirklich gar nicht so leicht, sich so weit oben körperlich anzustrengen, alle paar Minuten muss man anhalten um wieder zu Atmen zu kommen. das schlimmste ist aber die Panik, die man bekommt, wenn man atmet und atmet, aber einfach kein Sauerstoff die Lungen erreicht. An diesem Tag sind wir "nur" bist auf 4200m hoch.
Der Nationalpark ist gar nicht so groß, hat aber 21 Gletschergipfel und eine einzigartige Flora und Fauna. Dort leben ein paar Bären, Pumas und 10 der letzten Kondore. Wir haben aber leider keines dieser Tiere gesehen. Dafür aber viele seltene Pflanzen. Dort oben wächst eine Kakteenart, Frailejon genannt, die sehr toll aussehen. Wir sind 9 km zu einer schönen Lagune gewandert, durch das Tal der "Frailejones". Die Landschaft ist wirklich wunderschön... Überall gibt es kleine, klare Bäche aus denen wir trinken konnten.
Abends haben wir dann schon die ersten Zeichen einer leichten Höhenkrankheit gemerkt: Appetitlosigkeit, Kopfweh, Lungenschmerzen und Schlaflosigkeit. Ich lag ewig im Bett, war total müde und konnte einfach nicht schlafen. Die Nacht war schrecklich, es war so kalt (ca. 5 Grad im Zimmer), es gab nur dünne Decken, es hat furchtbar gewindet und geregnet. Charlotte und ich haben zusammen im Bett geschlafen, um uns ein bisschen zu wärmen.
Um 6.30 Uhr sind wir dann aufgebrochen zu unserer Gipfelbesteigung. Wir haben etwas Haferbrei gegessen, man bekommt da oben wirklich nichts runter. Ansonsten gabs den Tag über nur Äpfel, Karotte und ein paar Kekse. Wir hatten uns entschieden alles ohne Pferde und Führer zu machen, da es teils einen Pfad gab und wenn nicht hatten die vorigen Wanderer Steinmännchen aufgebaut, auf die jeder einen kleinen Stein oben drauf legt, an denen man sich gut ortientieren kann. Außerdem war der Plan einfach, aber genial: von unten nach ganzoben!
Erst mussten wir 7 km bis zum Fuß des Gletscher laufen, dabei mussten wir auch einen kleinen Pass (300 Höhenmeter) überqueren. Es war so deprimierend nach dem Aufstieg alles wieder runter und dann nochmal viel viel höher zu müssen. Und dann gings endlich richtig los: erst 4 km einen kleinen Pfad hoch, das war noch nicht so steil und wir kamen recht schnell voran. Nach einer kleinen Pause kam dann die erste Hürde: ein sehr steiles Geröllfeld hochklettern. 1 Stunden lang sind wir über rießige Felsbrocken geklettert und haben dabei ebenmal 500 Höhenmeter überwunden. das ist schon viel in einer Stunde und wir mussten immer alle paar Meter Pausen machen um wieder zu Atmen zu kommen. Es war ganz schön gefährlich, weil es wirklich sehr steil bergauf ging und man aufpassen musste, da viele Steine lose waren und wackelten. Auf dem Weg kam dann auch schon der erste Schnee, man haben wir uns da gefreut!!!
Oben waren wir fix und fertig und das atmen war wirklich nicht mehr leicht, wir waren dann schon auf knapp 5000 Metern. Aber da kam dann erst noch der schwierigste Teil: eine 2 km lange Steinplatte. Das war total ätzend, denn es ging immer noch bergauf, wir hatten das Ziel schon im Blick, aber es kam einfach nicht näher. So nah am Äquator und so weit oben brennt die Sonne mega, wir hatten einen wolkenlosen Tag erwischt und die Sonne da oben war so stark.Die Sonne, die Höhe und die Kraftanstrengung vorher hat uns einafch total fertig gemacht. Jeder Schritt fiel unglaublich schwer und so haben wir für die 2 km nochmals 1,5 Stunden gebraucht. Wir konnten uns auf gar nix mehr konzentrieren und sind nur noch stumm und weit von einander entfernt geradeaus gelaufen. Die Luft war da oben so dünn, dass wir uns alle paar Meter einfach fallen gelassen haben und erstmal ausruhen mussten. Aber wir wollten eben unbedingt bis ganz hoch zum ewigen Eis. Charlotte ging es auch immer schlechter, sie hat furchtbare Kopfschmerzen und Schwindel bekommen. Es war wirklich ein Kampf, aber das Gefühl, als wir dann endlich da waren und am 2. Juli auf 5100 Metern im Schnee standen war überwältigend...
Wir hatten eine tolle Sicht über die Anden und waren so glücklich, nach 7 Stunden, 15 km und 1400 Höhenmetern sind wir endlich angekommen.
Der Gipfel ist ein ganz besonderer, da es ein rießiger Granitquader ist, der da einfach im Schnee liegt.
Wir haben uns dann erstmal eine Packung unserer Lieblingschips gegönnt. Lange konnten wir uns aber gar nicht ausruhen, da Charlotte immer mehr Kopfschmerzen bekam und wir deshalb wieder runter mussten und wir ja auch noch 15 km wieder zurück mussten...
Wenn der Aufstieg schon schwer war, so war der Abstieg die Hölle, denn dieses Geröllfeld wieder runter zu klettern, war wirklich nicht einfach und wir hatten gar keine Kraft und Energie mehr. Außerdem ging es Charlotte echt schlecht und wir hatten total Schiss, dass ihr im falschen Moment schwindlig wird und sie fällt. Wir sind auch einige Male hingefallen, aber zum Glück immer nicht so schlimm. Unterhalb des Geröllfeldes waren wir dann so fertig, dass wir uns einfach fallen gelassen haben und dann so da lagen, das war aber gar keine so gute Idee, da uns sofort schwarz vor Augen wurde ;) Aber nach einiger Zeit gings dann wieder.
Es war schon dunkel, als wir nach 13 Stunden und 30 km endlich an der Hütte ankamen. Wir waren so k.o., dass wir einfach mit unseren Klamotten eingschlafen sind (zum Glück konnten wir beide schlafen) und erst am nächsten Tag um 7.00 Uhr wieder aufgewacht sind.
Mit dem Milchwagen gings dann wieder ins Dorf und von da aus zurück nach Duitama.

Das war so ziemlich das verrückteste, anstrengenste aber auch schönste, was ich je gemacht habe.



ganz links im Bild unserer Hütte

Frailejones



Pause


und es kam einfach nicht näher...

endlich im Schnee

so glücklich

vor dem Gipfel im ewigen Eis

Sicht über die Anden



bis ganz dahinten hoch gings

die Steinmännchen weisen den Weg



Freitag, 22. Juni 2012

Mit 25 km/h in die Sonne

Also an die ganzen Feiertage in Kolumbien kann man sich echt gewöhnen, letzten Montag war schon wieder einer und so hat mein Onkel mich und ein paar Freunde auf seine Finca in den Llanos eingeladen.
Die Llanos bezeichnet ein großes Gebiet östlich der Andenkordillere, mit 300 000 km2 macht diese Region fast 1/3 des Landes aus, ist aber weitgehenst unbewohnt. Das Klima ist tropisch: Sehr heiß und extrem feucht, deshalb ist alles weit und breit grün. Die Llanos sind total flach, man kann ewig in die Ferne schauen, ohne auch nur einen kleinen Hügel zu sehen. Es werden viel Reis und Ölpalmen angebaut, aber auch Viehzucht (vor allem Rinder und Kühe) wird betrieben. Vor einigen Jahren wurden dort Erdöl und Petroleum gefunden und seitdem boomt die Gegend.
Besonders interessant ist das Gebiet auch für die Paramilitärs, mehrer Gruppen, die gegen die Guerilla kämpfen und dabei vor allem auch die Zivilbevölkerung, ihrer Meinung nach der Nährboden der Guerillabewegung, terrorisieren. Auf der Straße, die von den Llanos in die bevölkerte Andenregion führt, sieht man einige Panzer, die versuchen eben die Paramilitärs aufzuhalten, in die Städte der Anden zu kommen.
Bis zur Finca meines Onkels sind es von Duitama aus ca. 140 km, für diese Strecke haben wir aber eben mal 6 Stunden gebraucht. Und das ohne Stau oder viel Verkehr. Um in das Flachland zu kommen, muss man erst einen Pass überqueren und dann die ganzen Anden hinunter fahren. Die Strecke ist unheimlich kurvig, mein Magen fand das nicht so toll ;)
Aber das größte Problem auf dieser Strecke sind die vielen Erdrutsche, es regnet unheimlich viel und so kommt immer wieder der Hang runter. Es gibt nur 2 Straßen, diese können nicht einfach gesperrt werden, wenn sie verschüttet sind und da wir hier in Kolumbien sind und Sicherheit sowieso nicht groß geschrieben wird, fahren die Kolumbianer einfach über die Schlammlawinen hinweg. Aus diesem Grund konnten wir kilometerlang nur im Schritttempo fahren. Trotzdem hat der Bus unheimlich gewankt und ich dachte nicht nur einmal, dass wir nun gleich umkippen.
Die Fahrt hat sich aber gelohnt, denn endlich sind wir heraus aus dem ewigen feucht-kalten Duitama gekommen, haben uns am Pool gesonnt und viele exotische Tiere beobachtet.
So z.B. eine 1 m lange Echse, neon-orangene und rosafarbige Vögel und vieles mehr. Leider gibt es auch Unmengen von Insekten und ohne Schutz wird man vollkommen zerstochen. Denguefieber ist dort weit verbreitet.
Die Landschaft und das Klima sind der totale Kontrast zu dem, was ich täglich in Duitama und Umgebung habe, hier sehe ich nur Berge, es ist recht kalt und regnerisch. Ein toller Anblick, wenn man aus den Anden kommt und sich vor einem, so weit das Auge reicht, flaches Grasland erstreckt.
Am Montag mussten wir dann die ganze Strecke wieder zurück, aber es hat sich gelohnt.

Liebste Grüße
von eurer braun gebrannten Judith


lecker...Mango frisch vom Baum



die Straße



Samstag, 9. Juni 2012

Kolumbianer und das Geld

Wie überall auf der Welt, dreht sich auch hier viel zuviel ums Geld. Die Leute haben meist nicht genug davon, aber sobald sie einen Schein in der Hand halten, wird er auch gleich wieder ausgegeben. Sie leben von der Hand in den Mund, oftmals geben sie das bisschen Geld, das sie verdienen, auch für den größten Mist aus. Da wird gar nicht nachgedacht, was man am nötigsten braucht, sondern einfach das Nächstbeste, was einem eben gefällt wird gekauft. So kaufen arme Eltern ihren Kindern lieber ein Spielzeug oder Süßigkeiten, als ein neues Paar Schuhe, Schulsachen oder einfach etwas Gutes zu essen. Viele meiner Kids kommen morgens mit einem Bonbon im Mund oder einem Lolli in der Hand in den Kindergarten, ohne aber gefrühstückt zu haben, weil die Eltern kein Geld haben, um ihnen auch nur ein Brötchen zu kaufen.
Die Kolumbianer lieben es, Geld auszugeben und meist geben sie mehr aus, als sie eigentlich haben. Sie kaufen Dinge einfach nur, weil sie eben gerne einkaufen, da wird dann alles auf Raten gekauft, Hauptsache, man hat es, wie man es dann bezahlt, darüber kann man ja anschließend nachdenken. Alle Leute haben irgendwo Schulden oder Kredite aufgenommen, die sie nun nicht abbezahlen können und häufen so immer mehr Schulden an. Aber sparen ist eher ein Fremdwort und keiner kommt auf die Idee, etwas vom Lohn zurückzulegen, um die Schulden abzubezahlen, die werden über Jahre angehäuft und vermehren sich, bis dann irgendwann ernstere Probleme auftauchen. Aber bis dahin gibt man lieber jeden Cent für Unnötiges aus.
Da eben, wie gesagt, fast alle irgendwo Schulden haben, haben die Kolumbianer so etwas wie "private Banken" erfunden. Das funktioniert in Familien oder auf der Arbeit. Auch die Kindergärtnerinnen in meinem Projekt haben so ein System: Jeder zahlt monatlich einen bestimmten Betrag in eine gemeinsame Kasse ein, wenn dann jemand dringend eine größere Summe braucht, um seine Schulden abzubezahlen, wird das daraus genommen und der Schuldner zahlt den Betrag später wiederum in Raten ab. Am Ende des Jahres bekommt jeder theoretisch wieder sein Geld ausbezahlt. Die Idee ist ja ganz nett, nur leider klappt es in den meisten Fällen nicht so gut, da die Leute ihre Schulden auch dort nicht abbezahlen können und dann leihen sie sich woanders wieder Geld und so stehen sie plötzlich überall und bei allen „in der Kreide“ und können nichts zurück zahlen.
Auch bei Familienmitgliedern wird gerne geliehen und zwar nicht gerade kleine Summen, meine Gasteltern haben Geld an die Geschwister verliehen und an die Kinder und irgendwann, kommen die Schuldner schließlich an und beichten, dass sie es nicht zurückzahlen können und aus Mitleid wird ihnen dann alles erlassen.

Um es kurz zusammen zu fassen, es ist ein Chaos, weil die Leute mehr ausgeben, als sie haben und sich überall etwas leihen.

Auf der anderen Seite sind aber die Leute mit Geld, sehr großzügig, sie unterstützen ihre  Familiemitgliedern wo sie nur können, so zahlt zum Beispiel der Onkel die Studiengebühren des Neffen und die Oma verschenkt zu Weihnachten ein neues Auto an ihren Sohn.

Donnerstag, 31. Mai 2012

Detalles

zu deutsch: Aufmerksamkeiten oder kleine Geschenke

Mittlerweile bin ich in halb Duitama als die "Profe" bekannt. Meine Kinder und ihre Familien grüßen mich auf der Straße und wenn ich eins an einem Getränkestand oder sonst wo treffe, dann gibt mir die Oma auch mal was zu trinken aus.

Da die meisten Kinder aus Bauersfamilie stammen und sie ja nichts oder kaum etwas für den Kindergarten zahlen, werden wir "Lehrerinnen" des öfteren in Naturalien entlohnt.
So bekomme ich gerne mal Kartoffeln morgens mitgebracht, verschiedene Früchte, Gemüse, Süßigkeiten, Blumen etc.
In der Karwoche hat mir ein Mädchen doch tatsächlich einen Fisch geschenkt.
Ich freue mich immer sehr über die Aufmerksamkeiten der Kleinen und meine Gastfamilie verwendet die Dinge dann immer gleich fürs Abendessen. Manche bringen mir auch eigenartige Sachen mit, so habe ich von einem Mädchen mal eine Zeit lang jeden Tag eine Limone bekommen und ein Jungen bringt mir regelmäßig Steinchen mit, die er für mich sammelt.

Zu den verschieden Feiertagen, wie zum Beispiel dem "Tag des Lehrers" oder dem "Muttertag" (ich bin ja die Mama von allen :) bringen die Kids Blumen und Süßigkeiten mit. Am meisten freue ich mich über die kleinen Zettelchen, auf denen so etwas wie, "Für meine liebe Lehrerin, danke, dass du so viel Geduld mit mir hast", steht.