Donnerstag, 31. Mai 2012

Detalles

zu deutsch: Aufmerksamkeiten oder kleine Geschenke

Mittlerweile bin ich in halb Duitama als die "Profe" bekannt. Meine Kinder und ihre Familien grüßen mich auf der Straße und wenn ich eins an einem Getränkestand oder sonst wo treffe, dann gibt mir die Oma auch mal was zu trinken aus.

Da die meisten Kinder aus Bauersfamilie stammen und sie ja nichts oder kaum etwas für den Kindergarten zahlen, werden wir "Lehrerinnen" des öfteren in Naturalien entlohnt.
So bekomme ich gerne mal Kartoffeln morgens mitgebracht, verschiedene Früchte, Gemüse, Süßigkeiten, Blumen etc.
In der Karwoche hat mir ein Mädchen doch tatsächlich einen Fisch geschenkt.
Ich freue mich immer sehr über die Aufmerksamkeiten der Kleinen und meine Gastfamilie verwendet die Dinge dann immer gleich fürs Abendessen. Manche bringen mir auch eigenartige Sachen mit, so habe ich von einem Mädchen mal eine Zeit lang jeden Tag eine Limone bekommen und ein Jungen bringt mir regelmäßig Steinchen mit, die er für mich sammelt.

Zu den verschieden Feiertagen, wie zum Beispiel dem "Tag des Lehrers" oder dem "Muttertag" (ich bin ja die Mama von allen :) bringen die Kids Blumen und Süßigkeiten mit. Am meisten freue ich mich über die kleinen Zettelchen, auf denen so etwas wie, "Für meine liebe Lehrerin, danke, dass du so viel Geduld mit mir hast", steht.




Dienstag, 22. Mai 2012

von der Stadt des ewigen Regens und einer Kathedrale 180 Meter unter der Erde

Am Freitag hatten wir alle wegen dem "Tag des Lehrers" frei und sind mit läppischen 2 Stunden Verspätung in unseren Wochenendtrip aufgebrochen ;)
Erst ging es nach Cogua, einem Minidorf nahe Bogota, denn da kommt mein Gastvater her. Seine Familie ist recht arm aber sehr nett. Sie wohnen in einer Hütte am Hang, außerhalb der Stadt, leben von dem, was sie im Garten anbauen und den 40 Hühnern, die irgendwie überall sind. Ich hab leider immer noch nicht verstanden, wer alles in diesem Haus wohnt, aber mindestens 10 Leute in 2,5 Zimmern. Der Vater hat in der nahegelegenen Salzmine gearbeitet, ansonsten hat keiner in der Familie eine regelmäßige Einkunft und so müssen sie mit der mageren Pension auskommen. In dem Haus kochen sie auf einem Kohleofen und es war nachts furchtbar kalt, da sie nicht überall Scheiben in den Fenstern haben und die Temperatur nachts hier ja auch mal auf 0 Grad sinken kann. Aber sie sind unwahrscheinlich nett und es war gut, auch einmal so etwas zu sehen und zu erleben. Sie waren begeistert, dass eine Ausländerin bei ihnen zu Besuch ist. Auch wenn sich keiner merken konnte, woher ich denn genau komme, aber Hauptsache "bunte" Augen.
Am Freitagabend bin ich bereits mit dem Bus nach Bogota voraus gefahren, die anderen (meine Gastmutter, Gastvater und Nichte) sind am Samstag nachgekommen. Dort hat mich Diego, mein Gastbruder, abgeholt und wir sind abends ausgegangen. Da er seit 2 Monaten in Bogota wohnt und arbeitet, konnte ich bei ihm übernachten. Bogota ist so riesig und so chaotisch, auf der anderen Seite wähnt man sich aber auch immer wieder wie auf dem Land, weil Kühe und Esel auf der Straße herumlaufen, Frauen vor der Haustür Hühner rupfen und halbnackte Kinder auf der Straße spielen. Daneben dann die Straßen des ewigen Staus, Bogota ist schrecklich, was den Verkehr angeht. Es gibt auch keine S- oder U-Bahn. Nur ein Bussystem, mit dem die Fahrt aber ewig dauert, weil man gefühlte 20 Mal umsteigen muss. In der Metropole regnet es eigentlich jeden Tag und zu jeder Zeit. Nicht immer viel, aber ständig nieselt es so. Das liegt daran, dass Bogota genau am Rand der Anden liegt und aller Regen der vom Atlantik kommt sich dort abregnet. Man ist eigentlich nur am Schirm auf und zu machen.
Diego hat mir am Samstag etwas von Bogota gezeigt, es gibt touristisch nicht so viel zu sehen, aber trotzdem gibt es einige interessante Ecke und Plätze. Nachmittags kam der Rest der Familie und wir haben in einem der Millionen Centro Comerciales (Shoppingmalls) zu Mittag gegessen. Die sind riesig und es gibt sie überall, aber irgendwie ist es halt doch immer dasselbe... Anschließen sind wir auf den Aussichtsberg, auf dem ich auch schon am Anfang meines Freiwilligendienstes mit dem AFS war, die Sicht ist immer noch überwältigend, ich habe nie so eine große Stadt gesehen, ein unendliches Meer aus Häusern. Den Süden bildet die "Ciudad Bolivar", die größte illegal entstandene Armensiedlung der Stadt. Dort leben ca. 2,5 Millionen Menschen in Wellblechhütten und die Kriminalitätsrate ist immer noch immens. Dafür, dass Bogota in den 90ern noch als eine der gefährlichsten Städte der Welt galt, kann man sich heute dort allerdings recht frei und sorglos bewegen. Momentan beträgt die Mordrate noch 19%, also kommen auf 100 000 Einwohner 19 Morde.
Abends waren wir noch im Goldmuseum, dort ist die größte Sammlung an Gold-, Platin- und Silberschmuck der vorkolonialen Zeit Kolumbiens zu sehen. 35.000 Stücke sind ausgestellt und es ist unglaublich schön und faszinierend, wie die indigenen Völker in der präkolumbianschen Zeit mit einfachsten Mitteln diese Artefakte herstellten.
Mit Diego bin ich abends in eine der reicheren Zonen, dort kostet ein Essen auch eben mal 20 Euro, zum Vergleich: In Duitama 2 Euro und die Reichen fahren mit eigenem Chauffeur vor.
Sonntags sind wir erst in den botanischen Garten und nach dem Mittagessen nach Zipaquira, dort ist die Salzmine, in der Hectors Vater gearbeitet hat. Seit dem 19. Jahrhundert wird dort Salz abgebaut und 1952 wurde die Salzkathedrale gebaut, die größte der Welt. Auf 8.500 m2 wurde in 180 Metern Tiefe eine dreischiffige Kirche mit mehreren Kapellen und einem Kreuzweg gebaut. Alles in ihr ist aus Salz, auch ein 16 m hohes Kreuz. In zahlreichen Tunneln kann man die verschiedenen Kapellen besichtigen, bis man nach ca. 1,5 Kilometern das Hauptschiff und seine zwei Nebenschiffe erreicht. Alles ist wunderschön beleuchtet und es war eine der schönsten Sehenswürdigkeiten, die ich bisher in Kolumbien gesehen habe.
Die Nacht haben wir bei Hectors Familie verbracht, obwohl sie keine Platz haben, haben sie uns freudig aufgenommen und ein Zimmer für uns geräumt. Auf zahlreichen Matratzen und mit noch mehr Decken haben wir dann geschlafen.

Hectors Vater und eines der Kinder

Plaza Boliviar mit Regierungsgebäuden

kleine Gassen in der Millionenstadt

über der Metropole

ein Teil Bogotas

im Goldmuseum


das Hauptschiff der Kathedrale

der Salzwasserfall



eine Engelsstatue





Hausmannskost auf dem Kohleherd

das Haus


Sonntag, 13. Mai 2012

Bilder sagen manchmal mehr als Worte

Aus diesem Grunde gibt es diese Woche einige Bilder aus dem vergangenen Monat:




Geburtstagsfeier





die Kleineren

am "Tag der regionalen Kultur" haben die Kinder typische Kleidung unseres Departamentos, Boyaca, angezogen


"Männer" mit Hut und der traditionellen Ruana

"Frauen" mit weißer, bestickter Bluse und schwarzem Rock


Mittwoch, 2. Mai 2012

Reisen auf kolumbianisch

Letztes Wochenende ging es mal wieder heraus aus Duitama und aus dem Alltag. Mit Charlotte und Marius bin ich nach Barichara, einem wunderschönen, ruhigen Kolonialdorf in Santander gereist.
Wie so eine Reise/Ausflug in Kolumbien abläuft, erkläre ich euch im Folgenden:

Vorbereitungen: Im Internet und Reiseführer schauen, was einigermaßen in der Nähe liegt. Alles was innerhalb der 8 Stunden Grenze liegt, eignet sich für einen Wochenendeausflug. Kurz mal nachsehen, wo man denn schlafen könnte und fertig. Wir mussten auf Grund von Erdrutschen unser Reiseziel nochmals kurzfristig ändern und wussten am Mittwoch, wo wir am Wochenende hinfahren. Ganz wichtig ist auch der Provianteinkauf, man weiß ja nie, wie lange man tatsächlich fahren wird.

Anreise: Ohne Plan morgens zum Busbahnhof und hoffen, dass in der nächsten Stunde ein Bus fährt. In unserem Fall mussten wir dann doch -anders als gedacht- eine andere Rute nehmen, da die Direktverbindung gesperrt war.
8 Stunden Busfahrt mit mehrmaligem Umsteigen wird noch als "kurz" bezeichnet. Die Busse haben auf Grund ihrer Klimaanlagen eine Temperatur von gefühlten -10 Grad. Ich weiß auch nicht, warum es den Kolumbianern so viel Spaß macht, in einem Iglu zu reisen.

Ankunft: Mal sehen, wo das Hostel ist. Unseres  hat sich schließlich als Privathaus mit Zimmervermietung rausgestellt. Danach durch das Dorf schlendern und etwas Essbares suchen.

Ausflüge: Diese werden am Abend vorher oder morgens kurz angedacht und dann geht es auch eher auf gut Glück los. Wir wollten ja eigentlich in das Dorf, um die größte Schlucht Kolumbiens anzusehen, wie sich aber rausstellte, kommt man da gar nicht  so einfach hin. Die einzige Möglichkeit wäre, 5 Stunden hin zu laufen, was wir dann aus Faulheits- und Zeitgründen nicht taten. Oder man kann von einem Vergnügungspark aus die Schlucht überblicken, was wir auch nicht taten. Man kann also wirklich nie etwas planen, weil es am Ende doch immer ganz anders kommt. Das Wichtigste ist, sich keinen Stress zu machen und im Zweifelsfalle erstmal einen Kaffee zu trinken.

Essen: Das ist eigentlich das Wichtigste bei einem Ausflug: Viel und gut essen.  Und dazwischen immer wieder genügend Kaffee- und Kuchenpausen einzulegen.

Abreise: Erfolgt wie die Anreise und auch -wie alles andere- auf gut Glück. Entweder es fährt ein Bus heim oder man bleibt eben noch einen Tag länger.


Wir hatten einen wunderschönes und erholsames Wochenende, sind auf alten Handelspfaden gewandert und haben unter Wasserfällen gebadet. Außerdem haben wir ausgiebig Kaffee getrunken und Kuchen und andere Leckereinen gegessen.


Liebste Grüße
von einer gut erholten Judith