Freitag, 10. Februar 2012

Duitama

Das ist also mein neues Zuhause für die nächsten 6 Monate.

Nun kurz zu den Ereignissen der vergangenen Wochen. Am 30.1 war mein letzter Tag in Popayan, nach einem gemütlichen Frühstück sind wir mit etwas Verspätung zum Flughafen gefahren. Einer der Freiwilligen hat es doch tatsächlich geschafft eine ganze Stunde zu spät zu kommen, aber das hat nichts ausgemacht, denn das Flugzeug hatte auch Verspätung.
Der Abschied war traurig, aber da ja die meisten in der Osterwoche wieder zu Besuch kommen wollen, haben sich die Tränen in Grenzen gehalten.
Mit der Propellermaschine ging es durch einige Turbulenzen Richtung Bogota. Dort haben wir uns mit anderen Freiwilligen aus dem ganzen Land getroffen. Zusammen hatten wir 5 Tage lang ein Camp auf einer Finca außerhalb Bogotas. Dort haben wir über die Erlebnisse des letzten halben Jahres gesprochen und versucht, das ein oder andere Problem unserer Kollegen zu lösen. Auch haben wir uns bezüglich unserer Erwartungen für die nächsten 6 Monate ausgetauscht. Es war schön, alle wieder zu sehen und zu erfahren, was sie so erlebt haben.

Letzten Freitag ist jeder Freiwillige wieder in seine Stadt zurück, das nächste Mal werden wir uns wohl erst am Flughafen in Bogota wiedersehen, als wenn wir zurück nach Deutschland fliegen.
Ich bin mit einer kleinen Gruppe im Bus nach Boyaca gefahren, das ist ein Departemento (eine Region) 3 Stunden nördlich von Bogota. Mit reichlich Verspätung sind wir erst in der Hauptstadt Tunja und später in meiner neuen Stadt Duitama angekommen.
Leider konnte ich aus organisatorischen Gründen nicht sofort zu meiner neuen Gastfamilie und habe so die erste Nacht bei einer anderen Deutschen verbracht.
Aber schon gleich am Samstag habe ich dann die neue Familie kennen gelernt. Ich wohne zusammen mit der Gastmutter Doris, dem Gastvater Hector, und meinem 26jährigen Gastbruder, Diego Fernando. Meine Gasteltern waren beide schon einmal verheiratet und so habe ich viele Gastgeschwister, aber alle sind älter.
Wir leben in einem sehr modernen Haus nahe des Stadtzentrums, wobei Duitama so klein ist, dass eigentlich alles in der Nähe des Zentrums liegt :)
Diego war vor 2 Jahren für ein Jahr in den USA und hat dort in einem College gearbeitet.
Sie sind unglaublich lieb und kümmern sich sehr um mich.
Diese Woche habe ich noch nicht gearbeitet und hatte so etwas Zeit, um mich einzugewöhnen. Aber ab Montag werde ich in einem neuen öffentlichen Kindergarten arbeiten. Hier gibt es zwar kaum Guerilla, aber dafür viel Armut.

Boyaca ist eine sehr ländliche Region mit viel Landwirtschaft. Hier leben wohl mehr Kühe als Personen. Es gibt keine große Stadt, dafür aber viele kleine Dörfer und jedes Dorf hat eine Besonderheit. In dem einen gibt es Thermalquellen, in dem anderen leckere Süßigkeiten oder andere Spezialitäten, ganz in der Nähe ist das so genannte Flitterwochendorf etc. So gibt es viele Möglichkeiten für Ausflüge am Wochenende. Ich merke es hier, wie eingesperrt ich die letzten Monate in Popayan war, wo ich aus Sicherheitsgründen ja nie die Stadt verlassen durfte. Duitama an sich hat zwar knapp 200 000 Einwohner, ähnelt aber eher einem Dorf, so gibt es sogar mitten im Zentrum Kuhweiden. Es hat auch kaum Struktur und ist einfach ein Haufen ärmlicher Häuser. Das Zentrum besteht aus einem großen Betonplatz mit einer Kirche. Aber trotzdem kann man hier so ziemlich alles finden, was man zum Leben braucht.

Das Wetter hier ist etwas verrückt: Duitama, die Stadt an sich, liegt auf 2600-3000 Metern Höhe, aber sobald man ein Stück herausfährt kommt man leicht auf 3300 Meter. In der Nähe gibt es auch einen Berg, der eben mal 5200 Meter hoch ist. Die Höhe ist aber kein Problem mehr für mich, was ich merke ist, dass ich abends, auch ohne etwas getan zu haben, sehr müde bin. Nun ist es, wenn die Sonne scheint, unglaublich warm und die Sonne ist sehr aggressiv, es brennt richtig auf der Jeans. Sobald nun aber eine Wolke kommt, ist es schnell sehr kühl. So kann es an einem Tag 26 Grad mittags und abends 5 Grad haben. Man muss also immer etwas Warmes zum anziehen bereit haben. Im Moment ist Sommer, aber nächsten Monat beginnt schon wieder die Regenzeit, da kann es also noch einmal etwas kälter werden.

Meine Gastfamilie ist etwas alternativ eingestellt, so sind meine Gasteltern Vegetarier, was hier in Kolumbien überhaupt nicht bekannt ist. Bei ihnen wird viel Vollkorn und im Allgemeinen sehr gesund gegessen. Das finde ich sehr gut, denn ich vermisste es bislang schon etwas, mal ein bisschen Gemüse und nicht immer nur Reis mit einem großen Stück Fleisch zu essen.
Auch sind sie nicht katholisch, sondern freigläubig, was im erzkatholischen Kolumbien ebenfalls eine Ausnahme ist.
Bereits  am zweiten Tag wurde ich mit ins Fitnessstudio genommen, es war übrigens das erste Mal, dass ich so etwas von innen gesehen habe...Ich brauche euch wohl kaum sagen, dass ich immer noch Muskelkater habe :)

Bilder stelle ich die nächsten Tage hoch.

Liebe Grüße vom Lande

Judith

1 Kommentar:

  1. Hallo Judith,
    deine Gastfamilie scheinen doch besser situiert zu sein.Ist die Gastmutter deutsch stämmig? Bei 3300 Metern ist die Luft dünn- da wundert es nicht wenn du müde bist. Ich wünsche dir einen guten Start im Kindergarten.
    liebe Grüße
    Maria

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