Samstag, 17. September 2011

Von Säften, Schaben und meiner Gastoma

Die letzte Woche war es sehr heiß, sobald keine Wolken am Himmel sind, brennt die Sonne gleich sehr stark runter. Allgemein blendet einen hier immer die Sonne (oder zumindest mich, weil ich es noch nicht gewöhnt bin) und man bekommt sehr leicht einen Sonnenbrand, was natürlich an dem Höhenunterschied liegt. Das Komische ist nun, dass es recht heiß ist, aber die Kolumbianer überhaupt nichts trinken. Ich bin auch nicht gerade eine Vieltrinkerin, aber ein bisschen Wasser brauch ich dann doch am Tag. In meinem Projekt trinken alle genau ein Glas Saft zum Mittagessen, mehr nicht und das soll dann für 9 Stunden reichen. Wasser wird gar nicht getrunken, immer nur Saft. Der Saft wird aus frischen Früchten täglich von der Haushälterin hergestellt: Obst oder Früchte zusammen mit Milch oder Wasser mixen und dann die Kerne absieben. Fertig! Das ist schon extrem lecker, aber eben nicht durststillend. Ich trag jetzt immer eine kleine Flasche mit Wasser bei mir, da bekomme ich zwar den ein oder anderen fragenden Blick zu- geworfen, aber ich hab keinen Durst mehr. Mein Bruder hat mich auch mal gefragt, ob es stimmt, dass es in Deutschland so viele verschiedene Arten von Wasser gibt und warum wir keinen Saft trinken. Ich hab ihm dann erklärt, dass es eben Wasser mit viel, wenig oder keiner Kohlensäure gibt oder mit Geschmack und dass wir so viel Wasser trinken, weil das den Durst stillt. Da meinte er nur, aber Saft ist doch viel besser!
Wo ich schon bei Wasser bin: Ich wohne zwar in keiner armen Familie, trotzdem passiert es recht häufig, dass das Wasser oder der Strom ausfallen. Manchmal den ganzen Tag, manchmal nur ein paar Stunden. Wenn kein Wasser da ist, können wir nicht duschen, nicht aufs Klo, nichts kochen und nichts trinken, außer Saft mit Milch oder Cola...Das ist etwas nervig, aber hier ganz normal. Im Allgemeinen haben wir auch nur kaltes Wasser und das ist besonders morgens, sagen wir mal, sehr erfrischend :) Deshalb gilt das Prinzip: Wer morgens zu erst duscht, duscht am angenehmsten, da er ja dann das Wasser bekommt, das sich die Nacht über in der Leitung erwärmt hat. Auch die Waschmaschine wäscht mit kaltem Wasser, die Kleidung wird aber erstaunlich sauber, hätte ich nicht gedacht. Sie benutzen wahrscheinlich umso aggressiveres Waschmittel.
Wie schon in der Überschrift angekündigt, gibt es hier viele Schaben, cucaracha genannt. Sie kommen abends aus allen Ritzen und laufen besonders in der Küche überall rum. Wenn man nachts dort rein kommt, sieht man sie überall rumflitzen. Auch in meinem Zimmer rennt die ein oder andere herum. Die Viecher sind echt eklig. Mal sehen, ob ich mich an den Anblick noch gewöhnen kann!

Der witzigste Mensch, dem ich je begegnet bin ist eindeutig meine Gastoma.
meine Gastoma mit meiner Gastmutter
Sie schläft manchmal ein paar Nächte bei uns, ansonsten wohnt sie in der Nähe zusammen mit meinem Onkel. Wenn sie bei uns ist, dann zettert sie den ganzen Tag mit meinem Bruder herum, da sie es nicht gut findet, dass er so viel weggeht. Sie möchte, dass er mehr daheim bleibt, daran denkt er jedoch nicht im Traum. Wenn er jedoch daheim ist, rennt sie die ganze Zeit hinter ihm her und sagt, er solle heute da bleiben. Sie schaut auch mit ihm Fernsehen, meint, er solle doch mal etwas Respekt haben usw. Pipe interessiert das jedoch wenig und wir anderen schauen zu und müssen uns das Lachen verkneifen. Jetzt möchte sie, dass er unter der Woche nach der Uni zu ihr kommt, damit sie ihn dann gut erziehen kann. Aber ich bezweifle, dass daraus was wird. Pipe ist eben ein ganz normaler Jugendlicher und meine Oma eine andere Generation. Ich finde es immer sehr witzig, wenn sie da ist.
Ich geh jetzt gleich los zu einer Schule, dort ist heute eine Sonderveranstaltung und alle Freiwilligen kommen, um mit den Schülern Englisch zu üben.
Hasta luego
eure Judith

1 Kommentar:

  1. Liebe Judith,
    gestern Abend habe ich deine interessanten Blogzeilen gelesen. Du erlebst ja wieder sehr viel. Ich denke doch öfter an dich und hoffe, dass du wohlauf bist. Meine liebe Freundin, deine Mama ist grade da und wir haben ein Weinchen getrunken und viel erzählt. Nun sagen wir dir gute Nacht und bis bald. Deine Karin

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