Freitag, 23. September 2011

Silvia

Landschaft rund um das Dorf
Letzten Sonntag sind meine Gasteltern mit mir nach Silvia, ein kleines Dorf in den Bergen gefahren. Silvia wird auch "die Schweiz Südamerikas" genannt, da die Landschaft ebenso aussieht. Und tatsächlich, als wir dort ankamen, dachte ich, ich sei in der Schweiz: Silvia liegt in einem kleinen Tal, umgeben von grünen Bergen mit Kühen und Bächchen. Der Ort bildet das Zentrum der Guambiano-Indianer und ist Sitz des Cabildo Mayor de Guambia, des großen Rates dieses Indianervolkes. Sie tragen blaue Röcke, Ponchos und Hüte, wobei Männer und Frauen die gleiche Kleidung anhaben. Sie wohnen in kleinen Lehmhütten in den Bergen um Silvia und ernähren sich von dem, was sie anbauen. So sind sie nicht abhängig von der westlichen Zivilisation. Neben dem Spanischen sprechen sie ihre eigene Sprache und hüten ihre Bräuche und Traditionen. Der Ort an sich ist unspektakulär, in Deutschland würde man sagen, es ist ein richtiges Kaff. Aber wie schon gesagt, die Landschaft ist wunderschön. Meine Gastmutter hat vorher zu mir gemeint, ich müsse mich ganz warm anziehen, in Silvia sei es so kalt, wie im deutschen Winter. Da es auf knapp 3000 Meter Höhe liegt, war es tatsächlich etwas kühler. Aber als ich ihr erklärt hab, dass 20 Grad für mich nicht kalt sind und es im Winter bei uns nicht selten -10 Grad hat, da konnte sie es nicht glauben. Bogota und Silvia sind für sie dir kältesten Orte der Welt und sie hat den ganzen Tag gefroren :)
Der Ort ist bekannt für seinen Fisch, Trucha. Im Reisefüherer steht, es sind Regenbogen- und Lachsforellen und ich finde sie sehr lecker. Wir sind mit dem Auto zu einem Bauernhof außerhalb gefahren und mein Gastvater hat seine Angelausrüstung ausgepackt. In einem Weiher haben wir zusammen insgesamt 10 Fische gefangen. Ich hatte großen Spaß dabei und überlege mir nun, ob ich nicht Profianglerin werden soll :) Zwei kleine Jungs haben uns immer den Hacken aus dem Fisch entfernt und wir mussten nur die Angel ins Wasser halten und abwarten. Auf dem Bauernhof wurde der Fisch auch gleich gewaschen und ausgenommen, so dass wir ihn daheim nur noch in die Pfanne hauen mussten.
Silvia liegt zwar nur 50 Kilometer von Popayan entfernt, trotzdem haben wir ganze 1,5 Stunden gebraucht, um dorthin zu kommen. Anfangs gab es noch eine Straße, doch nach einiger Zeit hat diese aufgehört und wir sind auf einem Erdweg mit riesigen Kieselsteinen weitergefahren. Mehr als 10 km/h waren da nicht möglich. Bis auf die Hauptverkehrsstraßen sind leider alle Verbindungen zwischen den Ortschaften hier so schlecht und deshalb braucht man ewig, um von A nach B zu kommen.
Angelprofi :)

unsre zwei kleinen Helfer

Guambiano- Indianer

Trucha

der Weiher



die Kirche des Dorfes

Blick vom Marktplatz
Gestern war hier der "dia sin carros", also ein autofreier Tag. Kolumbien bekommt die Auswirkungen der globalen Erwärmung stark zu spüren, so regnet es hier jetzt das ganze Jahr über, noch vor einigen Jahren gab es eine Regen- und eine Sommerzeit. Auf Grund dessen versucht die Regierung die Massen an Autos zu reduzieren. So sind beispielsweise jeden Sonntag in den Städten einige Straßen für den Verkehr gesperrt, auf denen tummeln sich dann Radfahrer, Jogger oder andere Sportler. An manchen Tagen dürfen einige Autos nicht fahren, welche, das sind wird durch das Kennzeichen festgelegt (wobei es da nicht nach Abgasmenge wie in Deutschland geht, es geht nur um die Anzahl der Autos). Zum Beispiel dürfen an einem Tag alle Autos, deren Kennzeichen auf die Nummer 8 endet, nicht fahren. Und gestern war eben dieser autofreie Tag. Alle motorisierten Fahrzeuge mussten zu Hause stehen bleiben. Ausnahmen bildeten Taxen und Busse. Meine Gastmutter hat sich für diesen Tag extra ein Fahrrad geliehen und wir mussten Mittwochabends noch mit ihr üben, da sie seit 30 Jahren nicht mehr auf einem Rad saß. Sie ist später mit dem Rad zur Arbeit gefahren, wie viele andere auch. Ich hatte aber das Gefühl, dass leider umso mehr Taxen unterwegs waren und so gab es immer noch viel Verkehr...

die schönste Kirche der Stadt

Innenhof in einem alten Kolonialhaus
Gestern besuchte ich mit meiner Spanischlehrerin drei Museen der Stadt. Es gibt hier einige, da in Popayan viele Künstler leben. Leider sind kaum Leute daran interessiert. Meine Lehrerin bildet da eine Ausnahme und so haben wir Unterricht im Museum gemacht, was ich sehr schön und vor allem interessant fand. Die Ausstellungen sind sehr klein und befinden sich meistens in den ehemaligen Wohnhäusern der Künstler. Die Häuser in der Altstadt sind wunderschön, mit ihren weisen Fassaden und die meisten haben einen tollen Innenhof in Form eines kleinen Gartens. Im Zuge dessen war ich auch in der Universität, die Gebäude der Uni sind in der ganzen Stadt verteilt. Wir waren in einem sehr alten Gebäude, da in diesem ein großes Wandgemälde von der Stadt und ihren berühmten Einwohnern hängt.

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende!

Eure Judith

1 Kommentar:

  1. Zur Erinnerung: Du bist nun schon 1 Monat in Kolumbien, die Zeit verfliegt unglaublich schnell.
    Mama

    AntwortenLöschen