Samstag, 9. Juni 2012

Kolumbianer und das Geld

Wie überall auf der Welt, dreht sich auch hier viel zuviel ums Geld. Die Leute haben meist nicht genug davon, aber sobald sie einen Schein in der Hand halten, wird er auch gleich wieder ausgegeben. Sie leben von der Hand in den Mund, oftmals geben sie das bisschen Geld, das sie verdienen, auch für den größten Mist aus. Da wird gar nicht nachgedacht, was man am nötigsten braucht, sondern einfach das Nächstbeste, was einem eben gefällt wird gekauft. So kaufen arme Eltern ihren Kindern lieber ein Spielzeug oder Süßigkeiten, als ein neues Paar Schuhe, Schulsachen oder einfach etwas Gutes zu essen. Viele meiner Kids kommen morgens mit einem Bonbon im Mund oder einem Lolli in der Hand in den Kindergarten, ohne aber gefrühstückt zu haben, weil die Eltern kein Geld haben, um ihnen auch nur ein Brötchen zu kaufen.
Die Kolumbianer lieben es, Geld auszugeben und meist geben sie mehr aus, als sie eigentlich haben. Sie kaufen Dinge einfach nur, weil sie eben gerne einkaufen, da wird dann alles auf Raten gekauft, Hauptsache, man hat es, wie man es dann bezahlt, darüber kann man ja anschließend nachdenken. Alle Leute haben irgendwo Schulden oder Kredite aufgenommen, die sie nun nicht abbezahlen können und häufen so immer mehr Schulden an. Aber sparen ist eher ein Fremdwort und keiner kommt auf die Idee, etwas vom Lohn zurückzulegen, um die Schulden abzubezahlen, die werden über Jahre angehäuft und vermehren sich, bis dann irgendwann ernstere Probleme auftauchen. Aber bis dahin gibt man lieber jeden Cent für Unnötiges aus.
Da eben, wie gesagt, fast alle irgendwo Schulden haben, haben die Kolumbianer so etwas wie "private Banken" erfunden. Das funktioniert in Familien oder auf der Arbeit. Auch die Kindergärtnerinnen in meinem Projekt haben so ein System: Jeder zahlt monatlich einen bestimmten Betrag in eine gemeinsame Kasse ein, wenn dann jemand dringend eine größere Summe braucht, um seine Schulden abzubezahlen, wird das daraus genommen und der Schuldner zahlt den Betrag später wiederum in Raten ab. Am Ende des Jahres bekommt jeder theoretisch wieder sein Geld ausbezahlt. Die Idee ist ja ganz nett, nur leider klappt es in den meisten Fällen nicht so gut, da die Leute ihre Schulden auch dort nicht abbezahlen können und dann leihen sie sich woanders wieder Geld und so stehen sie plötzlich überall und bei allen „in der Kreide“ und können nichts zurück zahlen.
Auch bei Familienmitgliedern wird gerne geliehen und zwar nicht gerade kleine Summen, meine Gasteltern haben Geld an die Geschwister verliehen und an die Kinder und irgendwann, kommen die Schuldner schließlich an und beichten, dass sie es nicht zurückzahlen können und aus Mitleid wird ihnen dann alles erlassen.

Um es kurz zusammen zu fassen, es ist ein Chaos, weil die Leute mehr ausgeben, als sie haben und sich überall etwas leihen.

Auf der anderen Seite sind aber die Leute mit Geld, sehr großzügig, sie unterstützen ihre  Familiemitgliedern wo sie nur können, so zahlt zum Beispiel der Onkel die Studiengebühren des Neffen und die Oma verschenkt zu Weihnachten ein neues Auto an ihren Sohn.

1 Kommentar:

  1. Ist es nicht so, dass auch bei uns sehr viele Leute über ihre Verhältnisse leben und ihnen vor allem Statussymbole nur allzu wichtig sind?
    Mama

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