Wie überall auf der Welt, dreht sich auch hier viel zuviel ums Geld.
Die Leute haben meist nicht genug davon, aber sobald sie einen Schein in der
Hand halten, wird er auch gleich wieder ausgegeben. Sie leben von der Hand in
den Mund, oftmals geben sie das bisschen Geld, das sie verdienen, auch für den
größten Mist aus. Da wird gar nicht nachgedacht, was man am nötigsten braucht,
sondern einfach das Nächstbeste, was einem eben gefällt wird gekauft. So kaufen
arme Eltern ihren Kindern lieber ein Spielzeug oder Süßigkeiten, als ein neues
Paar Schuhe, Schulsachen oder einfach etwas Gutes zu essen. Viele meiner Kids
kommen morgens mit einem Bonbon im Mund oder einem Lolli in der Hand in den
Kindergarten, ohne aber gefrühstückt zu haben, weil die Eltern kein Geld haben,
um ihnen auch nur ein Brötchen zu kaufen.
Die Kolumbianer lieben es, Geld auszugeben und meist geben sie mehr aus, als
sie eigentlich haben. Sie kaufen Dinge einfach nur, weil sie eben gerne
einkaufen, da wird dann alles auf Raten gekauft, Hauptsache, man hat es, wie
man es dann bezahlt, darüber kann man ja anschließend nachdenken. Alle Leute
haben irgendwo Schulden oder Kredite aufgenommen, die sie nun nicht abbezahlen
können und häufen so immer mehr Schulden an. Aber sparen ist eher ein Fremdwort
und keiner kommt auf die Idee, etwas vom Lohn zurückzulegen, um die Schulden
abzubezahlen, die werden über Jahre angehäuft und vermehren sich, bis dann
irgendwann ernstere Probleme auftauchen. Aber bis dahin gibt man lieber jeden
Cent für Unnötiges aus.
Da eben, wie gesagt, fast alle irgendwo Schulden haben, haben die Kolumbianer
so etwas wie "private Banken" erfunden. Das funktioniert in Familien
oder auf der Arbeit. Auch die Kindergärtnerinnen in meinem Projekt haben so ein
System: Jeder zahlt monatlich einen bestimmten Betrag in eine gemeinsame Kasse
ein, wenn dann jemand dringend eine größere Summe braucht, um seine Schulden
abzubezahlen, wird das daraus genommen und der Schuldner zahlt den Betrag später
wiederum in Raten ab. Am Ende des Jahres bekommt jeder theoretisch wieder sein
Geld ausbezahlt. Die Idee ist ja ganz nett, nur leider klappt es in den meisten
Fällen nicht so gut, da die Leute ihre Schulden auch dort nicht abbezahlen
können und dann leihen sie sich woanders wieder Geld und so stehen sie
plötzlich überall und bei allen „in der Kreide“ und können nichts
zurück zahlen.
Auch bei Familienmitgliedern wird gerne geliehen und zwar nicht gerade kleine
Summen, meine Gasteltern haben Geld an die Geschwister verliehen und an die
Kinder und irgendwann, kommen die Schuldner schließlich an und beichten, dass
sie es nicht zurückzahlen können und aus Mitleid wird ihnen dann alles
erlassen.
Um es kurz zusammen zu fassen, es ist ein Chaos, weil die Leute mehr ausgeben,
als sie haben und sich überall etwas leihen.
Auf der anderen Seite sind aber die Leute mit Geld, sehr großzügig, sie
unterstützen ihre Familiemitgliedern wo sie nur können, so zahlt zum
Beispiel der Onkel die Studiengebühren des Neffen und die Oma verschenkt zu
Weihnachten ein neues Auto an ihren Sohn.
Ist es nicht so, dass auch bei uns sehr viele Leute über ihre Verhältnisse leben und ihnen vor allem Statussymbole nur allzu wichtig sind?
AntwortenLöschenMama