Sonntag, 23. Oktober 2011

Eine neue Familie

Die letzte Woche war etwas heftig, da mir am Wochenende meine ehemalige Gastmutter mitgeteilt hat, dass ich nicht weiterhin bei ihr wohnen kann, da sie schwere Probleme auf der Arbeit hat. Aus Sicherheitsgruenden musste ich meine Gastfamilie verlassen und bin zuerst fuer 2 Naechte im AFS-Buero untergekommen. Am Dienstag hat mich bereits eine neue Familie aufgenommen. Die Tage waren sehr hart fuer mich, aber gleichzeitig hab ich auch gemerkt, dass ich schon ein paar gute Freunde hier gefunden habe, die sich sehr um mich gekuemmert haben. Es war auch mit das erste Mal, dass mir bewusst wurde, dass Kolumbien, was Sicherheit angeht, wirklich eine andere Welt ist. In Deutschland wurden wir zwar darauf vorbereitet, dass es hier nicht so ist wie daheim und wir hier Dinge erleben wuerden, die es bei uns nie gaebe, aber persoenlich habe ich das bisher eben noch nicht mitbekommen. Erst dieses Wochenende habe ich gemerkt, was es heisst, hier in diesem suedamerikanischen Land zu leben.
Jetzt bin ich aber erstmal in Sicherheit und wohne nun bei einer anderen Familie. Ich will sie euch kurz vorstellen:
Meine Gastmutter Carolina Viviana (26 Jahre), mein Gastvater, Javier (37 Jahre) und meine kleine kanpp 2 jaehrige Gastschwester Mariana. Wie ihr seht, ist meine neue Familie noch sehr jung, sie unternehmen viel und sind allgemein sehr nett und witzig. Sie sind ungemein interessiert an Deutschland und meinem Leben dort und wollen mir auch so viel wie moeglich von ihrer Kultur und ihrem Land zeigen. Da freue ich mich schon drauf. Ich lebe jetzt etwas ausserhalb der Stadt, kann mit dem Bus aber immer noch alles gut erreichen. Wir wohnen in einem sehr reichen Viertel, was etwas widerspruechlich ist, da die Familie gar nicht so reich ist. Wir haben z.B. kein Hausmaedchen (was hier eigentlich normal ist)und nur ein kleines Auto und auch sonst leben sie eher wie die Mittelschicht. Nun fragt man sich natuerlich, wie sie sich dann so ein Haus leisten koennen. Aber hier geht viel ueber Beziehungen und so sind sie vielleicht etwas guenstiger an das Haus gekommen. Das ist ganz normal hier, dass man sich mit Beziehungen mehr kaufen kann, als man es sich eigentlich leisten koennte.
Gestern war ich bereits mit ihnen auf einer Hochzeit. Die Cousine von Javier hat geheiratet, zu diesem Anlass haben meine Gastmutter und ich uns von einer Freundin am Freitag die Fingernaegel machen lassen und am Samstag hat sich die ganze Familie rausgeputzt. Die Kirche sollte um 18.30 Uhr anfangen und wie es sich hier so gehoert, kamen wir eine knappe Stunde zu spaet, das war aber kein Problem, da die Braut ebenfalls so spaet kam. Eine Stunde Verspaetung ist hier noch kein Ding, da sagt keiner was. Die Kirche lief so aehnlich wie bei einer deutschen Hochzeit ab. Ich fande es nur etwas schade, da wenig gesungen wurde und hauptsächlich nur der Pfarrer die ganze Zeit geredet hat. Die Feier fand anschließend in einem Restaurant mit rund 80 Personen statt. Es gab etwas zum Essen und viel zum Trinken... Hier gibt es so einen aehnlichen Brauch wie den Brautstrauss fangen bei uns: Alle unverheirateten Frauen, also auch ich, mussten einen Schuh abgegeben, diese wurden dann alle zusammen unter dem Kleid der Braut versteckt, der Braeutigam hat einen nach dem anderen hervorgezogen und der letzte Schuh war von der Frau, die als naechstes heiraten wird und sie hat dann auch den Strauss bekommen. Ich hatte schon Angst, da mein Schuh einer der letzten war... Die ganze Familie hat mir zugerufen, dass ich bald heiraten muss, aber zum Glueck war mein Schuh doch nicht der letzte ;)
Die Familie meines Gastvaters ist unglaublich lustig drauf und sie haben mich sofort gut aufgenommen. Ich hab mit saemtlichen Cousins und Bruedern getanzt und mich gut mit allen unterhalten. Meine Tanten und Onkel sind ja nicht viel aelter als ich. Bis 3.30 Uhr haben meine Gasteltern und ich getanzt und ich hatte viel Spass. Es ist schoen, dass ich das, was ich in den Tanzstunden lerne,in der Praxis anwenden und ueben kann. Meine Gastmutter kommt aus Cali, was die Salsametropole hier ist und tanzt deshalb unglaublich gut.
So, jetzt war ich endlich mal auf einer Hochzeit, was ich mir ja schon so lange gewuenscht habe!

Insgesamt bin ich nun nach einer echt turbulenten Woche gluecklich und zufrieden mit meinem neuen Zuhause und freu mich auf die kommende Zeit.

Viele Gruesse in die Heimat

Judith





1 Kommentar:

  1. Endlich durftest du mal bei einer Hochzeit mit dabei sein, bis nach Kolumbien musstest du dafür reisen :)

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